33. SONNTAG im Jahreskreis

Am Ende des Kirchenjahres hören wir immer wieder biblische Texte, die über das Ende, die Endzeit reden. Es geht hier nicht so sehr um den Weltuntergang, sondern um das Bewusstsein, dass unser Leben endlich ist, und dass wir am Ende unseres Lebens Gott darüber Rechenschaft geben sollen, was wir aus unserem Leben gemacht haben.

Bilanz ziehen, also. Was ist dann wichtig? Waren wir Menschen, die an Gott geglaubt haben und miteinander in seinem Sinne gehandelt und gelebt haben? Wann ist das der Fall? Jesus macht das im heutigen Evangelium mit einem Beispiel deutlich: Drei Männer, denen viel Geld anvertraut wird.

In diesem Beispiel geht es um eine große Verantwortung. Der erste Mann ist verantwortlich für 5 Talente, d.h. Silbergeld im Wert von - so haben Bibelwissenschaftler versucht zu berechnen - 1,2 Millionen Euro. Der zweite bekommt 1/4 Million und der dritte ca. 125.000 Euro. Es ist verständlich, dass der Besitzer sich freut, wenn die ersten zwei sich bemühen, mit dem Geld zu wirtschaften und den Betrag verdoppeln. Es ist auch verständlich, dass er mit dem dritten, der untätig geblieben ist, nicht so zufrieden ist,

Was will Jesus damit sagen? Es geht um unsere Einsatzbereitschaft, unsere Kreativität, unseren Einsatz der eigenen Fähigkeiten. Für Jesus ist klar: Menschen, die an Gott glauben, zu Gott gehören wollen, Menschen, die sich Christen nennen, stehen im Dienst Gottes, sind verantwortlich für die Anliegen Gottes, für die Sache Gottes. Jeder Christ ist verantwortlich für ein Glaubensleben und dafür, dass dadurch in der eigenen Umwelt ein bisschen mehr Frieden, Gerechtigkeit und Liebe herrschen, dass die „Welt Gottes“, das „Reich Gottes“ in unserer Welt spürbar wird.

Natürlich hat der eine mehr Verantwortung als der andere hat, je nach seinen persönlichen Fähigkeiten, Talenten. Wir sollen sie einsetzen und keine Angst haben, dass wir nichts zu Stande bringen und deswegen unsere Fähigkeit begraben, verstecken, ungenutzt liegen lassen.

Denken wir an unser Schuldbekenntnis, das wir in fast jeder Messfeier sagen: „… ich bekenne, dass ich Gutes unterlassen habe...“ Vielleicht machen wir uns nicht so sehr schuldig durch Dinge, die wir falsch machen, sondern mehr, indem wir Gutes unterlassen, das wir hätten tun können.

Gott hat ein so großes Vertrauen zu uns, dass er jedem von uns sein Anliegen, sein „Vermögen“ übergibt, um es mit zu verwirklichen, jeder nach seinen Möglichkeiten. Gebrauche deine Talente, nütze deine Gaben und Fähigkeiten für das Reich Gottes! Ich muss nicht das Beste, sondern mein Bestes geben. Mein Leben wagen mit Gott.

Oft hört man Christen sagen: „Ich habe meinen Glauben.“ Sie meinen dann, dass sie eine (fixe) Glaubensüberzeugung haben. Natürlich braucht man eine Überzeugung, d.h. konkrete Vorstellungen über das, was man glaubt. Aber schlussendlich geht es nicht um eine Glaubensüberzeugung, sondern um mein Glaubensleben. Glauben ist eine Lebensweise. Sie besteht aus Taten, Handlungen. Ich stehe im Dienst Gottes.

Das Beispiel von Jesus ist eine Mahnung an uns, unsere Talente und Begabungen nicht brach liegen zu lassen, sie zu „begraben“, sie nicht für die Sache Jesu, die Sache Gottes, für das Reich Gottes, einzusetzen.

Für jeden von uns ist es also wichtig, zu überlegen: Was kann ich - in meiner Situation und mit meinen Fähigkeiten - tun, für das Glaubensleben, für das Evangelium, für die christliche Gemeinschaft, in der wir etwas vom Reich Gottes verwirklichen können? Bleibe ich da passiv, setze ich mich ein oder begrabe ich meine Fähigkeiten? Darüber muss ich Gott gegenüber Rechenschaft ablegen.

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